Über das Schreiben
von Christopher Paolini
Schreiben bedeutet mir alles. Es ist das Mittel, mit dem ich die Figuren meiner Geschichte zum Leben erwecke. Nichts ist vergleichbar damit, Wörter aneinander zu reihen und zu wissen, dass sie bestimmte Emotionen und Reaktionen beim Leser hervorrufen. Meine Vorbilder sind Tolkien, die lyrische Schönheit von Seamus Heaneys Übersetzung des Beowulf.
Das Vermächtnis der Drachenreiter ist der erste Teil der Eragon-Trilogie. Ich begann mit 15 daran zu schreiben, nachdem ich mich vergeblich an mehreren anderen Geschichten versucht hatte. Es war eine unglaubliche Lernerfahrung – und das nicht nur im Hinblick aufs Schreiben. Die wichtigste Erkenntnis, die ich dabei gewann, war die, dass ein klarer Schreibstil klares Denken voraussetzt. Eins ohne das andere geht nicht.
Eragon ist eine Heldenstory mit aufregender Handlung, mit gefährlichen Schurken und fantastischen Schauplätzen. Da gibt's Drachen und Elfen, Schwertkämpfer und eine Menge unerwarteter Ereignisse und Enthüllungen – und natürlich gibt's ein hübsches Mädchen, das mehr kann als nur gut auf sich selbst aufzupassen.
Die wichtigste Erkenntnis, die ich dabei gewann, war die, dass ein klarer Schreibstil klares Denken voraussetzt.
Der Leser erkundet das Land Alagaësia, seine Landschaften und Bewohner, die er mit jeder weiteren Seite des Buches besser kennen lernt. Vielleicht ist er besonders angetan von Tronjheim, dem Stadtberg, den die Zwerge errichtet haben, oder er streift lieber durch den geheimnisvollen Wald Du Weldenvarden. Wie auch immer – auch für den viel belesenen Fantasy-Liebhaber gibt es mehr als genug Staunenswertes.
Eragon ist das Ergebnis mehrjähriger intensiver Arbeit. Nach der High School wollte ich eine lupenreine Heldensage schreiben, die es in sich haben sollte. Vor meinen geistigen Augen entstand eine Trilogie und der Umriss einer Geschichte, die meinem Ideal entsprang. Im Rückblick mag es vielleicht nicht klug gewesen sein, sich gleich an ein so riesiges Projekt zu wagen, aber – wie heißt es so schön: Erfahrung macht den Meister.
Für mich ist die Zeit, die ich aufs Planen eines Romans verwende, wichtiger als das eigentliche Schreiben. Hast du keine gute Story, dann ist es höchst unwahrscheinlich, dass aus dem Wust an Ideen, die dir so durch den Kopf schwirren, ein wirklich gutes Buch entsteht. Eragon zu schreiben, nachdem ich den Handlungsablauf klar vor Augen hatte, war ziemlich einfach, obwohl ziemlich viel Zeit für Eragons und Murtaghs Flucht zu den Varden draufging, weil ich ihn mir nur verschwommen zurechtgelegt hatte.
Echte Qualen durchlitt ich, als Eragon redigiert wurde. Ich musste die Erfahrung machen, dass Redigieren
schlicht ein Begriff ist für einen Vorgang, bei dem jemand breit lächelnd deine Arbeit aufs Grausamste zerpflückt und dabei immer wieder behauptet, dass dies dein Buch phänomenal verbessern würde. Und dem war auch so. Nur, es fühlte sich an, als würden mir glühende Bambusstäbe in die Augen gebohrt.
Echte Qualen durchlitt ich, als Eragon redigiert wurde.
Ich war schon immer fasziniert gewesen von den deutschen, skandinavischen und vor allem norwegischen Sagen und Mythen, die vielen modernen Fantasy-Romanen als Quelle dienten – ganz abgesehen von den unzähligen Büchern, die sich den Mythen der britischen Inseln verschrieben haben. Deshalb habe ich als Vorlage für meine Elfen-Sprache und für viele Namen in Eragon auch das Altnorwegische verwendet. Das Zwergen- und Urgal-Vokabular sind jedoch meine Erfindung.
Die Figur der Kräuterhexe Angela hat eine interessante Geschichte. Eigentlich hatte ich gar nicht vor, so jemanden in die Handlung einzubauen. Aber dann beschloss ich, meine Schwester ein bisschen zu ärgern, die zufällig auch Angela heißt. Zum Glück für meine körperliche Unversehrtheit hat sie Humor. Als Eragon Teirm erkundet, verfiel ich auf die Idee, dass er sich auf dem Markt die Zukunft vorhersagen lässt. Dann kam mir die noch viel bessere Idee, ihn zu Angela in den Kräuterladen zu schicken. Zusammen mit Solembum hat sie sich zu einer so interessanten Figur entwickelt, dass ich beschlossen habe, sie auch in den nächsten beiden Bänden der Trilogie auftreten zu lassen.
Ich hoffe, dass ihr beim Lesen von Eragon den gleichen Zauber verspürt, den ich beim Schreiben empfunden habe. Ich glaube an Magie – an die Magie von Geschichten, die einen in ehrfürchtiges Staunen versetzen, sich offenbaren. Geschichten, die Gefühle erwecken, wie beim Anblick von feinem Feenstaub, der im bleichen Mondlicht flirrt. Oder wenn einen der Schluss einer Geschichte in einer Woge von Emotionen hinwegspült und alle Banalitäten des Alltagslebens vergessen lässt. Ich hoffe, dass ihr etwas dergleichen für euch in Eragon entdeckt, etwas von dem, was sich hinter dem Spiegel verbirgt.
Gute Reise!